Namensforschung - die unterschätzte Quelle der Ahnenforschung

Familienforschung hat ein gewisses Suchtpotential und scheint auf den ersten Blick nicht allzu viel mit Namensforschung (Onomastik - richtig eigentlich "Namenforschung" ohne "s") zu tun zu haben.

Fängt man jedoch einmal an, sich über das Leben und Wirken der Eltern und Großeltern Gedanken zu machen, so plagt einen schnell die Neugier, woher sie kamen, wer ihre Eltern oder Großeltern waren, welche Ereignisse ihre Leben besonders prägten und in welchem Umfeld sie sich aufhielten. Immer weiter zurück in die Geschichte führen die Linien, oft ausgehend von Dokumenten und Erzählungen innerhalb der Familie.

Irgendwann taucht auch die Frage nach der Herkunft eines bestimmten Namens auf. Für manche Forscherinnen und Forscher ist sie sogar der Auslöser, sich überhaupt mit Genealogie zu beschäftigen.

Hilfreich kann die Ergründung der Namensbedeutung auch sein, um eine Frage, bei der man steckenzubleiben scheint, zu lösen oder die Forschung in eine neue Richtung zu bewegen. Manche Familiennamen, wie "Müller" oder "Schmied" erklären sich von selbst. Andere hingegen scheinen vollkommen willkürlich zu sein. Doch das ist nicht der Fall. Jeder Familienname hatte früher einmal eine Bedeutung. Daher ist es eines der Hauptziele in der Familienforschung, die Bedeutung, aber auch die Verbreitung des Namens zu entschlüsseln.

Lange Zeit reichte der Vorname aus, um eine Person in der Gemeinde anzusprechen. Doch im Mittelalter (um 1000) ging die Vielfalt der Vornamen verloren. Es gab bereits Modenamen und mit dem rasanten Wachstum der Städte und Gemeinden wurde es notwendig, Personen näher zu bezeichnen. Oft wurden sie mit ihrem Beruf charakterisiert, wie "Schmied Hans". Manche Menschen erhielten ihre eindeutige Bezeichnung durch eine Beschreibung ihres Äußeren, wie "Langer Hans" oder ihres Herkunftsorts, wie "Rohrmooser Hans". Der Beiname war anfangs an die jeweilige Person gebunden. Ihre Familienmitglieder hatten ganz eigene Beinamen. Interessant ist aber, dass nach damaligem Gebrauch der "Langer Hans" mit dem "Rohrmooser Hans" durchaus identisch sein konnte, je nachdem, wer gerade über ihn sprach. In Rohrmoos könnte man ihn "Langer Hans", unten in der Stadt wird man ihn eher "Rohrmooser Hans" gerufen haben. Schon eine oder zwei Generationen später konnte nicht mehr festgestellt werden, wer nun genau dieser Hans gewesen war.

Aber um Besitz zu dokumentieren, Urkunden zu unterzeichnen, Geldgeschäfte zu tätigen, brauchten die Personen einen bestimmten Namen, der sie über ihre Generation und über ihre Gemeinde hinaus eindeutig identifizierte. So begann der Übergang vom "Rufnamen" zum "Vornamen mit Nachnamen" ungefähr im 12. Jahrhundert. Zuerst bedienten sich Adlige und reiche Bürger dieser Benennung, während sich beim Gesinde dies erst später durchzusetzen begann. Am Land war die Einnamigkeit teilweise bis ins 17. und sogar 18. Jahrhundert üblich. Vom Südwesten her verbreitete sich das Modell des Familiennamens im 13. und 14. Jahrhundert bis in den Nordosten Deutschlands.

Eine ausgezeichnete Quelle für Namenforscher in Deutschland oder im deutschsprachigen Gebiet ist dieWebseite für Onomastik

Die Seite bietet ein Webservice mit Namenkarten, die über die geografische Verbreitung eines bestimmten Namens Auskunft geben.

Jedenfalls kann die Beschäftigung auf dem faszinierenden Gebiet der Namenforschung der Erforschung der eigenen Familiengeschichte auf die Sprünge helfen, sie bereichern oder sie wieder in Gang setzen.




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