Harvard Professor Gates "besessen von meiner Familiengeschichte"


Gerade heute kann Familienforschung und Genealogie weit mehr leisten, als nur eine Sammlung von Daten früherer Jahrhunderte zu sein. Sie kann lehren, sich selbst besser zu verstehen, die Eltern und Großeltern, aber auch  fremde Menschen, mit Schicksalen, die dem eigener Verwandter vielleicht ähneln. Professor Gates spricht ihr darüber hinaus eine wesentliche soziale und gesellschaftliche, aber auch entwicklungspsychologische Funktion zu. Für ihn kann sie auch ein Hoffnungsschimmer vor allem für Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Gebieten sein.

Henry Louis Gates, Literaturkritiker, Harvard-Professor und einer der profiliertesten amerikanischen Forscher für afro-amerikanische Geschichte, hielt am Freitag 11.12.2009 im Vermonter Bennington Center for the Arts einen Vortrag im Rahmen der Reihe "Von Inspiration zu Innovation". Professor Gates erlangte im Juli 2009 weltweite Aufmerksamkeit, da er beim Versuch, in sein eigenes Haus einzutreten, von der Polizei, verhaftet wurde, die ihn für einen Einbrecher hielt. Gates ist der Ansicht, diese Verhaftung sei allein aufgrund seiner Hautfarbe erfolgt. So war Identität und Hautfarbe auch ein zentraler Punkt in seinem Vortrag mit dem Titel: "Genealogie, Genetik und afro-amerikanische Geschichte". Die von weit her gereiste Zuhörerschaft brachte den Saal an den Rand der Kapazität, berichtet der Chronist des Rutlandherald.

Professor Gates sprach aber auch über den Tag, an dem er Jane Gates "traf". Sie wurde 1818 geboren und er erfuhr von ihr nach dem Begräbnis seines Großvaters im Juni 1960, als ihm sein Vater ihre Todesanzeige aus dem Jahr 1888 zeigte. "Dies ist deine Ur-ur-Großmutter. Dies ist die älteste Gates, und sie war eine Sklavin" sagte Henry Gates' Vater. Am nächsten Tag kaufte der junge Mann ein Notizbuch und interviewte seinen Vater noch in derselben Nacht über die Familiengeschichte. Dann machte er das gleiche mit seiner Mutter. "Seither bin ich besessen von meiner Familiengeschichte", sagt der Wissenschafter.

Gates konnte seine Ahnen bis zu dem Zeitpunkt zurückverfolgen, als sie in Ketten nach Amerika gebracht worden waren, doch wie für viele andere afro-amerikanische Genealogen verlief sich die Spur damit. Aber Gates gab nicht auf. Er wollte wissen, woher seine Familie ursprünglich stammte und fand durch einen Gentest heraus, dass er ein Nachkomme der Nubier ist, jenem Volk das jahrhundertelang das alte Ägypten regierte. Er erfuhr auch, dass mehr als die Hälfte seiner DNA nicht afrikanisch, sondern europäisch ist. Und als er 6 Generationen zurück recherchierte, fand er einen schwarzen Ahnen, der in der amerikanischen Revolution gekämpft hatte.

Gates ist einer der führenden Ahnenforscher und lehrte Studenten ihre eigene genealogische Geschichte zu erforschen, sogar inklusive DNA Tests. Ein Jahreskurs am Southern Vermont College (SVC) trug den Titel: "Gesichter der Vielfalt entdecken: Das 'Ich bin ... und ich bin von' entwerfen" und lieferte das Material für eine Ausstellung im College. Gates führte die Besucher auch durch die Sammlung, die auf jenen individuellen Familiengeschichten seiner Studenten basiert. SVC ist übrigens die erste amerikanische Hochschule, die Gates' genealogische Forschungen ins Programm aufgenommen hat.

"Die eigene Geschichte zu kennen", sagt Gates, "ermächtigt." Und er geht noch weiter. Er meint, diese Art von Fragestellung könnte Kinder aus Problemgebieten interessieren, und dadurch den Wunsch in ihnen wecken, mehr über Geschichte und Kultur generell zu erfahren. Vor allem aber könnte es sie motivieren, an sich selbst und ihren Zielen zu arbeiten. "Wir sind dabei, die Schlacht in den afro-amerikanischen Bezirken zu verlieren und der einzige Weg, uns und unser Volk zu befreien, ist es, uns das Wissen darüber, wer wir sind, zu eigen zu machen."

Quelle: http://www.rutlandherald.com/article/20091212/NEWS04/912120362/1003/NEWS02
Bild: Henry Louis Gates (c) Wikipedia

Alte Schriften lesen lernen



Der Verein für Informationsverarbeitung in Bad Salzuflen, Deutschland, widmet sich einem wichtigen Thema: dem Erlernen des Lesens (und wohl auch Schreibens) alter Handschriften, wie der Sütterlinschrift oder der Kurrentschrift, die um 1900 bis etwa 1941 gebräuchlich waren und das Lesen vieler Dokumente und Briefe heute sehr schwierig machen. Auf http://www.vivaowl.net/Der_Verein/ stellt sich der Verein vor und bietet auf seiner Webseite auch eine Menge Kurse an. Unlängst hielt er einen Workshop speziell zum Thema alte Handschriften ab, ein Blick auf die Webseite lohnt sich also, wenn man Probleme mit dem Entziffern alter Unterlagen hat.

Bild Seite aus einem alten Schulbuch (c) Literelle

Materialien:

Auf den Spuren der Ahnen - Erlebnisberichte


Anfang 2009 rief die Chefredaktion der "Welt" ihre Leser und Mitarbeiterinnen auf, ein, genauer gesagt "ihr Deutsches Ding" vorzustellen. Uta Baier machte sich auf, ihr deutsches Ding zu entdecken und überlegte lange, was sie denn nehmen sollte. "Schließlich", so schreibt sie in dem Artikel zu diesem Thema, "suchen alle ihre Wurzeln, und die Ahnenforschung blüht." Sie findet ihr "deutsches Ding" in Form einer alten, zerschlissenen Tasche, die müffelt und vor der ihrer kleinen Tochter ein wenig ekelt.

Aber mit dieser Tasche hat es eine Bewandtnis, denn sie begleitete ihre Großmutter einst in eine neue Heimat. Ein wichtiges Stück der eigenen Familiengeschichte fuhr unlängst am Arm Uta Baiers zurück nach Breslau, was sie dort erlebte, erzählt sie uns kurz in dem Artikel. Der Aufenthalt brachte ihr einiges. "Ich verstand plötzlich, wie wichtig all die goldenen Stolpersteine und die kleinen Gedenktafeln an den Häusern in Deutschland sind, die vor allem durch das Interesse der Nachgeborenen an der Geschichte existieren."
Uta Baier wird ihr deutsches Ding "einst zusammen mit dem Fluchttagebuch, den alten Breslau- und neuen Wroclaw-Fotos meiner Tochter vererben. Denn ich möchte, dass die Dinge für sie eine Geschichte bekommen."

Hier geht es zum gesamten Artikel:
http://www.welt.de/die-welt/politik/article5460413/Deutsches-Ding.html

Bild: Symbolbild

Ahnenforschung und Internet III Passagierlisten Ellis Island


Wer kennt sie nicht, jene Symbolfigur amerikanischer Einwanderer, die vor den Toren New Yorks die Fackel der Freiheit in den Himmel hebt? Die Freiheitsstatue auf Liberty Island, einer unbewohnten Insel nahe der Mündung des Hudson River war der Gruß der Neuen Welt an die Emigranten und für viele Menschen die Statue ihrer Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte.

Die Schiffe landeten nebenan auf Ellis Island. Dort befand sich der Sitz der Einwanderungsbehörde für den Staat und die Stadt New York.
Über sie kamen zwischen 1892 und 1954 etwa 12 Millionen Einwanderer an und wurden abgefertigt. Sie wird seit dem 11. Mai 1965 zusammen mit der Freiheitsstatue als Teil des Statue of Liberty National Monument als Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments durch den National Park Service verwaltet. Seit 1990 ist die Insel als Museum zur Geschichte der Einwanderung in die Vereinigten Staaten für die Öffentlichkeit zugänglich.

The American Family Immigration History Center® (AFIHC), das historische Familienimmigrationszentrum Amerikas startete im Jahre 2001 ein www-Projekt mit dem sie die rund 25 Millionen Einwanderungsakten der Ellis Island Archive der Öffentlichkeit zugänglich macht. 40 Prozent aller Amerikaner heute sollen zumindest einen Ahnen haben, der unter jenen mutigen und tapferen Einwanderern gewesen ist.
Passagierlisten geben Auskunft über die Herkunft jener Menschen und manche Dokumente verraten etwas über die Überfahrt, die Motive der Ausreise und den Willen der Auswanderer, ein besseres Leben für sich und ihre Nachkommen zu beginnen und gestalten.

Ein Blick in die Archive von AFIHC kann sich vor allem lohnen, wenn Sie auf der Suche nach einem Verwandten sind, der sich auf die weite Reise in die Neue Welt machte oder wenn Sie bei Recherchen zu einem Großonkel oder einer Großtante stecken geblieben sind.

http://www.ellisisland.org/

Bild: wikipedia, Freiheitsstatue im Jahr 1909, umflogen von Wilbur Wright

Biografien im Internet - Biografie Portal

Wissenschaftlich fundierte Recherchemöglichkeit bietet das Biografie-Portal mit der Adresse http://www.biographie-portal.eu/, das vier große deutschsprachige Printlexika vernetzt, das Österreichische Biographische Lexikon ÖBL, die Neue und die Allgemeine Deutsche Biographie NDB,ADB, und das Historische Lexikon der Schweiz HLS.
Die NDB und das Schweizer Lexikon reichen bis in die jüngste Gegenwart - und somit gehört zu den aktuelleren Beiträgen bspw. der Meeresforscher Jacques Piccard, der u.a. mit einem selbstkonstruierten U-Boot zum Mariannengraben getaucht war. Die schweizer Daten wurden kürzlich um französische und italienische Biografien erweitert. Das österreichische Nachschlagwerk ist auf den Zeitraum von 1815-1950 beschränkt.
Die online-Suche erlaubt nicht nur die Abfrage von Nachnamen oder die Suche nach Geburtsjahren und Sterbedaten, sondern ermöglicht auch die Suche nach speziellen Berufsgruppen und Funktionen - egal ob Pianistin, Priester, Pferdezüchter. Insgesamt liefert das Portal etwa 120.000 Biografien, die online abrufbar sind. Ein Blick in dieses Portal lohnt sich unter Umständen, auch wenn man meint, aus der eigenen Familie wohl niemanden darin zu finden. Es könnte aber sein, dass Vorgesetzte, Lehrherren, Kollegen, Bekannte oder Nachbarn der Vorfahren in einem dieser Lexika aufgeführt sind.
Erklärtes Ziel des Portals ist es, verlässliche wissenschaftlich fundierte Angaben zu verstorbenen Personen im Internet für jeden frei zugänglich zu bieten.
"Bei der Auswahl der Lemmata", schreibt die Akademie der Wissenschaften Österreichs, "ist es ein wesentliches Anliegen, auch jene Persönlichkeiten zu berücksichtigen, die nicht im Vordergrund des allgemeinen historischen Bewußtseins stehen und oft sogar in Speziallexika vergeblich gesucht werden." Lebende Persönlichkeiten werden allerdings nicht erfasst.