Wem nützt eine Biografie?

LITERELLE unterstützt Menschen, die sich dazu entschlossen haben, ihr Leben aufzuzeichnen. Egal, ob es sich um Fragen handelt, die nur hin und wieder auftreten, oder ob der Klient oder die Klientin ihre Geschichte eigentlich nur erzählen und aus diesen Erzählungen ohne sich um Weiteres groß kümmern zu müssen, ein fertiges Buch gestaltet haben möchte.

Natürlich sind die meisten Biografien, die auf dem Buchmarkt erhältlich sind, interessant. Beinahe alle sind voll aufregender Erlebnisse und die meisten lassen einen Blick in eine andere Welt, in ein anderes Leben zu. Private Biografien, wie sie von LITERELLE gestaltet werden, sind allerdings fast noch interessanter. Und dies aus mehreren Gründen. Zum einen handelt es sich bei den Erzählerinnen und Erzählern meist nicht um prominente Menschen, und das bedeutet, sie brauchen weniger Rücksicht auf ihr "Image" zu nehmen. Sie können daher freier erzählen, was ein großer Vorteil ist. Zudem sind die Erzähler motiviert, denn sie richten ihre Geschichte nicht an eine anonyme Masse, sondern an ganz bestimmte Menschen, die ihnen nahe stehen. Daher bemühen sich Privateditoren ganz besonders um gehaltvolle Inhalte. Sie plaudern weniger über Belangloses, kümmern sich nicht so sehr um Tratsch und Klatsch oder um gesellschaftliche Konventionen, sondern möchten meistens mehr mitteilen, als oberflächliche Anekdoten. Obwohl gegen Anekdoten nichts zu sagen ist. Sie beleben eine Erzählung und bringen Menschen den Lesern sehr nahe. Aber meist steckt - vor allem bei privat herausgegebenen Büchern - viel mehr hinter den Lebensbeschreibungen. Etwas, von dem die Erzähler hoffen, dass es der Familie oder den Freunden hilft, schwierige Situationen zu überwinden oder Herausforderungen anzunehmen.

Privatbiografien haben daher für einen großen Personenkreis einen hohen Wert:

Der Wert einer Biografie für den Erzähler oder die Erzählerin Sicher ist das Gefühl beherrschend, dass "mein Leben zählt, denn es hat meine Umgebung, und damit die Welt, in der ich lebe, verändert und es hat zum Leben anderer Menschen oder der Gemeinschaft einen Beitrag geleistet." Angela Zusman, eine amerikanische Biografin, hat in einem Seminar im März 2011 gemeinsam mit Teilnehmenden mehrere Vorteile des Schreibens einer Biografie für den Erzähler beschrieben. Das Erzählen stärkt die Verbundenheit mit Nahestehenden oder mit der Familie. Der Erzähler gewinnt Klarheit über die wichtigen Beziehungen in seinem Leben. Außerdem wird das Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Familie und dem gesellschaftlichen Verband gestärkt und der Erzähler erhält tiefere Einsicht über Ereignisse und Menschen in seinem Leben und wie sie das eigene Leben beeinflussten. Dies führt zu höherem Selbstwertgefühl und einer Art "persönlicher Weisheit" über das Leben.

Für die Familie oder die Organisation/Firma der Erzählerin, denen die Lebensgeschichte gewidmet ist, bedeutet es natürlich einen noch größeren Gewinn. Sie erhalten etwa einen besseren Einblick in die Entwicklungsgeschichte der Familie oder der Firma, die von der Erzählerin geprägt wurde. Auch können Berichte über überstandene schwere Zeiten sehr ermutigend wirken und einen Leitfaden für schwere Zeiten im eigenen Leben geben. Man lernt aus den Lektionen der Vergangenheit, positiven sowie negativen. Daraus entsteht Verständnis für den Anderen, beziehungsweise für die Erfahrungen die die Erzählerin gemacht hat, Entscheidungen, die sie getroffen hat und über die Philosophie nach der sie gelebt hat. Wer sie oder er war, ihre oder seine persönlichen Wertvorstellungen und die ethische Grundeinstellung. Spätere Generationen werden von diesen Erfahrungen und Erkenntnissen unweigerlich profitieren. Darüber hinaus können diese Geschichten und Bücher, die am besten wie ein wertvoller privater Familienschatz aufbewahrt werden sollten, eine Generationen übergreifende Verbundenheit herstellen. Die Nachkommen können beginnen zu verstehen, wie sehr persönliche Ereignisse im Leben eines Menschen ihr eigenes Schicksal beeinflusst hat. Und wer wäre nicht fasziniert von solch einer Lektüre?

In manchen Fällen sollten die Geschichten allerdings einem etwas größeren Personenkreis zugänglich gemacht werden. Etwa dem Ort, in dem man wohnt oder einem Verein, dem man lange Zeit angehörte. Biografien können einen sehr großen Wert für diese Gruppen haben. So könnten etwa alte familiäre Verbindungen wieder aufleben, Generationen könnten auf diese Weise lernen, einander besser zu verstehen, Verständnis für bestimmte Gruppen könnte geweckt, alte Wunden geheilt werden. Es kann anderen oder der Gruppe helfen, Identität zu finden, Gemeinschaften, Werte und Stolz wieder zu entdecken. Spezielle Momente in der Geschichte der Gemeinschaft können aufbewahrt, Traditionen erhalten und sogar so etwas wie "Datenbankwissen" angeregt werden. So sind es also drei Hauptvorteile, die Biografien für Gemeinden oder Gemeinschaften haben können: Besseres Verständnis für die Geschichte oder bestimmte Ereignisse in der Geschichte, sowie für den kulturellen Reichtum der Gemeinschaft. Aufbewahren von Geschichten, Werten und historischen Ereignissen. Schließlich gelingt es so auch Verbindungen zwischen Menschen herzustellen oder zwischen Menschen und der Gruppe zu schaffen.

Für die Gesellschaft haben diese Biografen ebenfalls einen hohen Wert. Das Erzählen persönlicher Lebensgeschichten beeinflusst die Gesellschaft in mehrerer Hinsicht. Es bekämpft Unwissenheit, weil wir alle daraus lernen können, was uns allen gemeinsam ist. Diese Biografien können auch Brücken schlagen, über Gräben, die zwischen den Menschen existieren mögen. Erzählen schafft Mitgefühl und Verständnis gerade dort, wo es dies sonst nicht gegeben hätte. Diese Erzähler geben uns Perspektiven jenseits unserer eigenen und stellen unsere eigenen Werte möglicherweise in Frage. Aus dem Blickwinkel eines anderen erscheinen eigene Ansichten oft überdenkenswert und so können wir alle daraus lernen. Vielleicht aber verstärken sie unsere eigenen Ansichten und Werte und auf jeden Fall bekommen wir einen direkten, persönlichen, vielleicht sogar emotionalen Bezug zu historischen Ereignissen in unserer Umgebung. Das Erzählen und Aufbewahren von Geschichten zeigt uns, dass wir mit unseren Sorgen und Nöten nicht allein sind und dass Lektionen aus der Vergangenheit nicht verloren gehen müssen.

Angela Zusman ist Unternehmerin, Autorin und Designerin von Uniquely Perfect www.uniquelyperfect.com und schrieb Story Bridges: A Guide to Conducting Intergenerational Oral History Projects. Sie gründete die Non-Profit Organisation www.story-bridges.org um Schulen, Organisatonen und Gemeinden zu helfen, die Gräben zwischen Generationen, Rassen und Kulturen durch die Kraft des Erzählens zu überwinden. Der erwähnte Artikel erschien im Newsletter der Association of Personal Historians Vol.14, Fall 2011.

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