Nürnberg Genealogie mit langer Tradition

"Es läßt tief in den reichsstädtischen Bürgerstolz der alten Nürnberger blicken, was die Stadtbibliothek jetzt ihren Nachfahren unter Glas zur Schau stellt: Geschlechterbücher, Familienchroniken und Wappenverzeichnisse aus sechs Jahrhunderten." Dieser Bericht findet sich im Kalenderblatt von Nürnberg vom 10. November 1961. Wiewohl schon einige Jahrzehnte her, ist der Artikel sehr aufschlussreich, zeigt er doch die lange Tradition der Stadt im Bereich Ahnenforschung, die in Nürnberg auf eine 600-jährige Geschichte zurückblicken kann. Und "darin erweist sich's, daß in dieser Stadt von jeher nicht nur die adligen Patrizier, sondern auch die biederen Handwerkerfamilien das Gedenken daran gepflegt haben, woher sie kamen und daß sie 'net aaf der Wassersupp'n daherg'schwumma' sind." Die Familienforschung in Franken begann mit jenem Ulman Stromer, der sich am Ende des 14. Jahrhunderts niedersetzte, um ein „Püchel von meim geslechet und abentewr“ zu schreiben. Und damit einen wahren Boom an Familienchroniken, Wappenbüchern, Stammregistern, Tabulae Genealogicae, Memorialbüchern, „Genealogischen Verzeichnussen“ und Ahnenlisten mehr oder minder feiner und prominenter Nürnberger Familien auslöste. "Unter den Patriziern, die ihre Chroniken oft schlicht „Hallerbuch“ oder „Derrerbuch“ nennen, ragen an bürgerlichen Familien vor allem die des Hartmann Schedel, des Lazarus Spengler und des Georg Andreas Will hervor. Aber auch unter weniger geläufigen Stichmarken lassen sich kleine Entdeckungen machen: so im „Stamm-Register der Hertzen zu Nürnberg“ wo sich gleich in der ersten „Generati“ als Eidam, als Schwiegersohn des Ulrich und der Margarethe Hertz, der große Bildschnitzer Veit Stoß findet, der das zwölfte von deren siebzehn Kindern 'gehertzt' hat." Eines der schönsten Stücke der Ausstellung sei das Stammbuch der Scheuerl, das 1523 begonnen und mit unzähligen Originalstichen von Albrecht Dürer geschmückt ist. Das interessanteste jedoch, so der Artikel weiter, sei das Werk des Johann Siebmacher. „New Wappenbuch“, dessen erster Teil 1605 – und dessen 621. Lieferung im Jahre 1961 erschien. Immer wieder aber finden sich neben den Wappen und Namen auch die Bildnisse der „jungkfrawen“ und der „Ehrlich bidermänner“, die sich um die Erhaltung der Familien verdient gemacht haben: stolze Gesichter, aus denen das Bewußtsein spricht, „etwas zu sein“. Dem Besucher der Ausstellung aber "mag es über alldem zum Bewußtsein kommen, welch betrübliches Zeichen es ist, daß der Durchschnittsbürger von heute bestenfalls bei seinem Hund, nicht aber bei sich selber Wert 'auf Stammbaum' legt." Aus den Nürnberger Nachrichten vom 10. November 1961 Link zum Kalenderblatt Bild von der Quelle

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