Die Kulturplattform kultiversum.de beschäftigt sich in einem schönen Artikel mit dem anhaltenden Boom der "Dynastien-Biografien" auf dem deutschen Buchmarkt. Einige der Titel, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden: «Die Mommsens», «Die Flicks», «Die Oetkers», «Die Mohns», «Die Wertheims», «Die Dohnanyis», «Die Weizsäckers», in den vergangenen Monaten kam «Das Glück der Mendelssohns» heraus, sowie «Die Freuds», «Strauß. Aufstieg und Fall einer Familie», «Wir sind die Liebermanns», «Die Plancks. Eine Familie zwischen Patriotismus und Widerstand». Christina von Braun erzählte in «Stille Post» von ihrer eigenen Familie, und der amerikanische Historiker David Landes erklärte den Deutschen «Die Macht der Familie. Wirtschaftsdynastien in der Wirtschaftsgeschichte». Jetzt werden die Reemtsmas, die Furtwänglers und die «Familie der Generäle» von Butler portraitiert. Und in wenigen Wochen erscheint eine Familienbiografie über die Havemanns. Es wird nicht die letzte ihrer Art sein, ist kultiversum überzeugt.
Was, so fragt der Artikel, macht die ungebrochene Faszination an der großen Erzählung über mehr oder weniger prominente Dynastien aus? "Ist es die Sehnsucht nach der organischen Abfolge der Generationen? Nach dem haltbaren Erbe von Blut, Geld und Namen – in einer Zeit, in der Familien nur mehr als Kleinfamilien zusammenleben, die, glaubt man der Statistik, in der Hälfte der Fälle zerbrechen?"
Die Familienbiografen von heute halten sich an das Konkrete, das Wirklich-Feststellbare und das wahrhaftig Dagewesene. Sie verbringen teils Jahre in den Archiven, befragen Kinder, Nichten und Enkel, stöbern in privaten Aufzeichnungen und Briefen. "Und dann malen sie, was sie gefunden haben, zu farbenprächtigen, großformatigen Panoramen aus." Das Ergebnis sind bestens recherchierte, nichtfiktionale Romane. "Vielleicht ist es dieses Schillern zwischen Authentizität und narrativer Form, das den Sog der Familiensaga so stark macht."
Doch ganz am Schluss sind die Genealogien der Reemtsmas und ihres Unternehmens, der Furtwänglers und der Butlers doch auch Genealogien der Werte und der Sitten, heißt es. Und damit trifft das Kultiversum wohl ins Schwarze.
Quelle: Kultiversum.de
Autobiografisches Schreiben aus der Sicht des Psychologen
Das Erzählen der eigenen Geschichte in Form einer schriftlichen Biografie hat, wie der Züricher Psychologe Otto Kruse in der Zeitschrift VITAL berichtet, auch eine gesellschaftliche Funktion. Nicht nur droht Menschen, die ihre Geschichte nicht erzählen, der Verlust des roten Faden ihres Lebens, sondern wir erfahren durch das erzählen unserer Geschichte auch, wer wir sind. "Man muss erzählen, um sich in ein Netzwerk einzuschalten."
Dieses grundlegende Bedürfnis jedes Menschen ist in unserer Zeit immer schwerer zu befriedigen, denn durch die Flut an spannenden Geschichten, die wir in Film und Fernsehen fasziniert verfolgen, hätten gerade auch jüngere Menschen vergessen, ihr eigenes Leben zu erzählen. Die Menschen meinen, keine Adressaten für ihre Lebensgeschichte zu finden. Der Versuch über das Internet zu kommunizieren, schlage oft fehl, da die Begegnungen anonym und kurzlebig blieben und eine echte Verbundenheit nicht aufgebaut werden könne.
Anders verhält es sich mit dem autobiografischen Schreiben, denn dabei wird man nicht nur mit einer Reise zu sich selbst, sondern auch mit dem Gefühl des Angekommen-Seins belohnt.
LITERELLE bietet Ihnen sowohl Workshops, als auch stundenweise Privat-Coaching orstunabhängig in autobiografischem Schreiben an.
Quelle: VITAL
Dieses grundlegende Bedürfnis jedes Menschen ist in unserer Zeit immer schwerer zu befriedigen, denn durch die Flut an spannenden Geschichten, die wir in Film und Fernsehen fasziniert verfolgen, hätten gerade auch jüngere Menschen vergessen, ihr eigenes Leben zu erzählen. Die Menschen meinen, keine Adressaten für ihre Lebensgeschichte zu finden. Der Versuch über das Internet zu kommunizieren, schlage oft fehl, da die Begegnungen anonym und kurzlebig blieben und eine echte Verbundenheit nicht aufgebaut werden könne.
Anders verhält es sich mit dem autobiografischen Schreiben, denn dabei wird man nicht nur mit einer Reise zu sich selbst, sondern auch mit dem Gefühl des Angekommen-Seins belohnt.
LITERELLE bietet Ihnen sowohl Workshops, als auch stundenweise Privat-Coaching orstunabhängig in autobiografischem Schreiben an.
Quelle: VITAL
Biographie eines Literaturnobelpreisträgers - Le Clézio und seine Wurzeln
Eine interessante Biographie muss nicht notwendigerweise von einem Literaten verfasst worden sein, um zu wirken. Im Gegenteil, oft sind es die Erzählungen von einfachen Menschen, die uns am stärksten berühren. Worauf es ankommt, ist die Ehrlichkeit, und die Fähigkeit, die Vergangenheit mit Distanz zu betrachten. So trifft so manche schlichte Schilderung eines Lebens das Herz der Leser genau so wie die Erzählung eines preisgekrönten Autors.
Dennoch ist es immer wieder faszinierend, wie ganz große Literaten an die Aufgabe des biographischen Schreibens herangehen und auf welche Weise sie sie bewältigen. Wenn sie dann solch ein abwechslungsreiches Leben führen, wie Jean-Marie Gustave Le Clézio, der Literaturnobelpreisträger 2008, können ihre Werke Inspirationsquelle für andere sein. Le Clézio hat aber nicht nur selbst sehr viel erlebt und schildert seine Reisen nach Mexiko, Afrika und zu den Inseln des indischen Ozeans, sondern ist auch Spross einer sehr ungewöhnlichen Familie mit einigen interessanten Ahnen.
Jean-Marie Le Clézio ist der Sohn von Raoul Le Clézio und Simone Le Clézio, die Cousins sind. Seine familiären Wurzeln weisen nach Frankreich, in die Bretagne und zur Insel Mauritius im Indischen Ozean. Vorfahren seiner Familie (François Alexis Le Clézio (* 1771 † ?) und dessen Frau Marie Julienne (* 1779 † 1834, geb. Monple) emigrierten, um den Revolutionswirren zu entkommen, 1793 aus der Bretagne nach Mauritius. Die Insel befand sich zu diesem Zeitpunkt noch unter französischer Herrschaft. Die nachfolgenden Generationen bringen es zu wirtschaftlichem Erfolg. So wird (Alexis) Jules Eugène Le Clézio (* 1805 † 1893 – Jean-Marie Le Clézios Ur-Ur-Großvater) Präsident der „Mauritius Commercial Bank“, gründet 1833 die Zeitung „Le Mauritien“, wird später Besitzer einer Zuckerplantage.
Werke:
Le chercheur d'or (1985; Der Goldsucher, 1987) behandelt im Geist des Abenteuerromans einen Stoff von den Inseln des Indischen Ozeans.
Der Schwerpunkt seines Werkes hat sich immer mehr in Richtung auf die Erforschung der Welt der Kindheit und der Geschichte der eigenen Familie verschoben. Diese Entwicklung wurde mit Onitsha (1991; Onitsha, 1993) eingeleitet, ausdrücklicher mit La quarantaine (1995; Ein Ort fernab der Welt, 2000) fortgeführt und erreichte ihren Höhepunkt mit Révolutions (2003; Revolutionen, 2006) und L'Africain (2004; Der Afrikaner, 2007).
Révolutions fasst die wichtigsten Themen seines Werks zusammen: Gedächtnis, Exil, jugendlicher Aufbruch, Konflikt der Kulturen. Episoden aus unterschiedlichen Zeiten und Orten stehen nebeneinander: die Lehrjahre des Protagonisten in den fünfziger und sechziger Jahren in Nizza, London und Mexiko, die Erlebnisse des bretonischen Vorfahren als Soldat in der Revolutionsarmee 1792-1794 und die Emigration nach Mauritius, um der Unterdrückung durch die revolutionäre Gesellschaft zu entkommen, sowie die Erzählung einer Sklavin vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Eingebettet in die Jugenderinnerungen ist die Erzählung von einem Besuch des Protagonisten bei der Schwester seines Großvaters väterlicherseits, der letzten Trägerin der Familientradition vom verlorenen Besitz auf Mauritius, die ihre Erinnerungen ihm überlässt, die der Verfasser weitertragen wird.
L'Africain ist die Geschichte des Vaters des Verfassers, zugleich Rekonstruktion, Ehrenrettung und Erinnerung an das Leben eines Jungen im Schatten eines Fremden, den zu lieben er schuldig ist. Er erinnert sich durch die Landschaft: Afrika erzählt ihm, wer er in dem Augenblick war, als er als achtjähriger nach der Trennung durch die Kriegsjahre die Wiedervereinigung der Familie erlebte. Seinen Vater, einen britischen Tropenarzt in Nigeria und Kamerun, lernte er erst als Siebenjähriger kennen.
Der Nobelpreisträger verbrachte einige Jahre als Französischlehrer in England und war im Rahmen seines Militärdienstes als Entwicklungshelfer in Bangkok und Mexiko tätig.
Er ist mit Jemia Le Clézio verheiratet und hat drei Töchter: Patricia, Alice und Anna Le Clézio.
Quelle: nobelprize.org, Wikipedia
Dennoch ist es immer wieder faszinierend, wie ganz große Literaten an die Aufgabe des biographischen Schreibens herangehen und auf welche Weise sie sie bewältigen. Wenn sie dann solch ein abwechslungsreiches Leben führen, wie Jean-Marie Gustave Le Clézio, der Literaturnobelpreisträger 2008, können ihre Werke Inspirationsquelle für andere sein. Le Clézio hat aber nicht nur selbst sehr viel erlebt und schildert seine Reisen nach Mexiko, Afrika und zu den Inseln des indischen Ozeans, sondern ist auch Spross einer sehr ungewöhnlichen Familie mit einigen interessanten Ahnen.
Jean-Marie Le Clézio ist der Sohn von Raoul Le Clézio und Simone Le Clézio, die Cousins sind. Seine familiären Wurzeln weisen nach Frankreich, in die Bretagne und zur Insel Mauritius im Indischen Ozean. Vorfahren seiner Familie (François Alexis Le Clézio (* 1771 † ?) und dessen Frau Marie Julienne (* 1779 † 1834, geb. Monple) emigrierten, um den Revolutionswirren zu entkommen, 1793 aus der Bretagne nach Mauritius. Die Insel befand sich zu diesem Zeitpunkt noch unter französischer Herrschaft. Die nachfolgenden Generationen bringen es zu wirtschaftlichem Erfolg. So wird (Alexis) Jules Eugène Le Clézio (* 1805 † 1893 – Jean-Marie Le Clézios Ur-Ur-Großvater) Präsident der „Mauritius Commercial Bank“, gründet 1833 die Zeitung „Le Mauritien“, wird später Besitzer einer Zuckerplantage.
Werke:
Le chercheur d'or (1985; Der Goldsucher, 1987) behandelt im Geist des Abenteuerromans einen Stoff von den Inseln des Indischen Ozeans.
Der Schwerpunkt seines Werkes hat sich immer mehr in Richtung auf die Erforschung der Welt der Kindheit und der Geschichte der eigenen Familie verschoben. Diese Entwicklung wurde mit Onitsha (1991; Onitsha, 1993) eingeleitet, ausdrücklicher mit La quarantaine (1995; Ein Ort fernab der Welt, 2000) fortgeführt und erreichte ihren Höhepunkt mit Révolutions (2003; Revolutionen, 2006) und L'Africain (2004; Der Afrikaner, 2007).
Révolutions fasst die wichtigsten Themen seines Werks zusammen: Gedächtnis, Exil, jugendlicher Aufbruch, Konflikt der Kulturen. Episoden aus unterschiedlichen Zeiten und Orten stehen nebeneinander: die Lehrjahre des Protagonisten in den fünfziger und sechziger Jahren in Nizza, London und Mexiko, die Erlebnisse des bretonischen Vorfahren als Soldat in der Revolutionsarmee 1792-1794 und die Emigration nach Mauritius, um der Unterdrückung durch die revolutionäre Gesellschaft zu entkommen, sowie die Erzählung einer Sklavin vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Eingebettet in die Jugenderinnerungen ist die Erzählung von einem Besuch des Protagonisten bei der Schwester seines Großvaters väterlicherseits, der letzten Trägerin der Familientradition vom verlorenen Besitz auf Mauritius, die ihre Erinnerungen ihm überlässt, die der Verfasser weitertragen wird.
L'Africain ist die Geschichte des Vaters des Verfassers, zugleich Rekonstruktion, Ehrenrettung und Erinnerung an das Leben eines Jungen im Schatten eines Fremden, den zu lieben er schuldig ist. Er erinnert sich durch die Landschaft: Afrika erzählt ihm, wer er in dem Augenblick war, als er als achtjähriger nach der Trennung durch die Kriegsjahre die Wiedervereinigung der Familie erlebte. Seinen Vater, einen britischen Tropenarzt in Nigeria und Kamerun, lernte er erst als Siebenjähriger kennen.
Der Nobelpreisträger verbrachte einige Jahre als Französischlehrer in England und war im Rahmen seines Militärdienstes als Entwicklungshelfer in Bangkok und Mexiko tätig.
Er ist mit Jemia Le Clézio verheiratet und hat drei Töchter: Patricia, Alice und Anna Le Clézio.
Quelle: nobelprize.org, Wikipedia
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